Spinnerei VII 2013

Spinnerei VII – Festival für zeitgenössische Musik

Im Festival „Spinnerei VII“ präsentiert der Verein MusikProjektSachsen im Herbst 2013 wieder neue und neueste Musik in innovativ zusammengestellten Konzertprogrammen. Gemäß dem Festivalkonzept wird dabei sowohl eine stilistische Vielfalt als auch die Verbindung zu anderen Künsten verwirklicht. Das Festival findet wie gewohnt im Klavierhaus „Michael Fiech“ statt, wird aber am ersten Abend die technisch und räumlich flexiblen Möglichkeiten des „Residenzs“, einer Nebenspielstätte des Schauspiel Leipzigs, nutzen. Diese Kooperation hatte sich 2011 sehr bewährt und ermöglicht die weitere Vernetzung der künstlerischen Ressorts des Spinnereigeländes.


Das Hauptkonzert des Festivals wird am Eröffnungsabend vom Ensemble „El Perro Andaluz“ bestritten. Das Dresdner Ensemble, welches 2007 aus einer Projektwoche mit Brian Ferneyhough hervorging, entwickelte sich in kurzer Zeit zu einem avancierten Klangkörper für zeitgenössische Musik. Im Zentrum des Konzertes stehen zwei Komponisten, die auf sehr unterschiedliche Weise das zeitgenössische Musikschaffen nicht nur in Deutschland prägten und prägen. Dimitri Terzakis, der im kommenden Jahr seinen 75. Geburtstag feiert, ist mit seiner interkulturellen Musik, die eine Brücke zwischen westlicher Avantgarde und traditioneller Musik des Mittelmeerraumes schlägt, einen sehr eigenen und unverwechselbaren Weg in der neueren Musikgeschichte gegangen. Lothar Voigtländer erschließt insbesondere mit seinen elektronischen Kompositionen immer wieder neue Räume und ist als derzeitiger Präsident des Deutschen Komponistenverbandes ein unermüdlich engagierter Streiter für die zeitgenössische Musik. Zwei Uraufführungen und eine Komposition von Carsten Hennig werden das Konzert komplettieren. Die stilistisch sehr verschiedenen Positionen der Komponisten des Abends werden einen spannenden Gesprächsstoff für die anschließende Podiumsdiskussion unter Moderation der Musikwissenschaftlerin Dr. Ulrike Liedtke bieten.

Der zweite Festivalabend wird von zwei Konzerten bestimmt, deren Gemeinsamkeit darin liegt, dass sie ihren Ausgangspunkt in der Experimentierfreude haben und in denen auf je unterschiedliche Weise Grenzbereiche ausgelotet werden. Sie unterscheiden sich jedoch stilistisch, inhaltlich und in der Wahl ihrer Mittel stark. In der Aufführung der KehlKopfGedichte von Alfred Gulden setzen sich menschliche Stimme und Posaune (Christof Thewes), beides Instrumente, die „von der Luft leben“, ohne (Atem-)Luft nicht herauskommen, nicht laut werden können, mit Sprache und Sprechen, Geräusch und Ton auseinander. So wie hier Sprache und Sprechen in einen sich gegenseitig bedingenden Diskurs treten, so werden im zweiten Teil des Konzertes Musik und Körpersprache interagieren. Hier kommuniziert der Posaunist mit zwei Tänzern des Internationalen Choreografischen Zentrums Leipzig. Aus der Improvisation von Posaune und Bewegung heraus entsteht unter der choreografischen Leitung von Montserrat León ein Dialog von Körper und Klang. Montserrat León tanzte u. a. viele Jahre im Opernballett unter Uwe Scholz und ist als Choreographien international tätig.

Anschließend spielen in der Crossover-Band “Mr. Hyde“ drei Musiker eine vorwiegend improvisierte Musik, die akustische mit elektronischen Klängen verbindet und die eine Kombination aus groovigen Rhythmen, speziellen Spieltechniken und offenen Formen der Neuen Musik schafft. Ergänzt wird die Musik durch eine Lichtperformance von Claudia Reh, die die dramaturgischen Abläufe der Musik visualisiert und darüber hinaus den Musikern Impulse für Improvisationen gibt. Die lichtgrafische Performance selbst ist eine Livemalerei auf lichtstarken Overheadprojektoren, bei der Bilder aufgebaut, übermalt, zerstört werden, um sie in anderer Form neu zu schaffen.

Im letzten Konzert des Festivals spielt das Freiburger Trio „Pandorina“ Werke für Klavier, Flöte und Violoncello des 21. Jahrhunderts, mit einer Ausnahme: die Komposition Trio op. 57 entstand bereits 1984 und stammt vom Flötisten des Ensembles, Frank Michael.


Programm

Konzert 1 Freitag, 25.10.13, 19:30 Uhr, Klavierhaus

ENSEMBLE El Perro Andaluz

Lothar Voigtländer
Hiob III (2011/12)
für Ensemble

Steffen Reinhold
Echoes of Staffa (2010)
für Bassklarinette und Violoncello

Christian F. P. Kram
Dualismen (2010)
für Ensemble

Dimitri Terzakis – Blasphemien, Hymne an Aphrodite (2011) für Streichtrio

Carsten Hennig
Kammerflimmern (2010)
für Flöte, Klarinette, Violine, Violoncello und Percussion

im Anschluss:

Podiumsdiskussion mit Dimitri Terzakis, Lothar Voigtländer, Carsten Hennig, Christian FP Kram und Steffen Reinhold; Moderation: Dr. Ulrike Liedtke

Konzert 2 Samstag 26.10.13, 19:00 Uhr, Residenz

SZENE

Alfred Gulden – Stimme, Christof Thewes – Posaune

voice box poems/ KehlKopfGedichte

Christof Thewes – Posaune, 2 Tänzer des Internationalen Choreografischen Zentrums
Leipzig, Choreographie Montserrat León

reflexion 4, Posaune, Zuspiel und Tanz

Konzert 3 Samstag 26.10.13, 21:30 Uhr, Klavierhaus

CROSSOVER

mit der Band “Mr. Hyde“

Matthias Hübner – E-Cello, Tasteninstrumente, Live-Elektronik
Andreas Brinsa – Drums, Percussion
Astrid Pfister- Kontrabass

Claudia Reh – Lichtperformance

Konzert 4 Sonntag, 27.10.13, 19:30 Uhr, Klavierhaus

TRIO

Trio Pandorina Frank Michael – Flöte, Andreas Rossmy- Violoncello, Albert Kaul – Klavier

Christian FP Kram – …in die Ferne…ins Leben?! (2001) für Flöte, Violoncello und Klavier

Huber Hoche – Project for Three (2004) für Altflöte, Violoncello und Klavier

Stephan Adam – Techno macabre (2003) – für Flöte, Violoncello und Klavier

Albert Kaul – Cortina ferrea (2011) 7 Stücke für Flöte, Violoncello und Klavier

Frank Michael – Trio op. 58 (1984) In memoriam Sigrid Eppinger, für Flöte, Violoncello und Klavier