Spinnerei VII 2013

Im Festival „Spinnerei VII“ präsentierte der Verein MusikProjektSachsen im Herbst 2013 wieder neue und neueste Musik in innovativ zusammengestellten Konzertprogrammen. Gemäß dem Festivalkonzept wurde dabei sowohl eine stilistische Vielfalt als auch die Verbindung zu anderen Künsten verwirklicht. Das Festival fand wie gewohnt im Klavierhaus „Michael Fiech“ statt. Lediglich der erste Abend fand in der „Residenz“, einer Nebenspielstätte des Schauspiel Leipzigs statt, da sich die dortigen technisch-räumlichen Möglichkeiten für den performativem Charakter der Veranstaltung hervorragend eigneten. Diese Kooperation hatte sich 2011 sehr bewährt und ermöglicht die weitere Vernetzung der künstlerischen Ressorts des Spinnereigeländes.

Das Hauptkonzert des Festivals wurde am Eröffnungsabend vom Dresdner Ensemble „El Perro Andaluz“ bestritten. Im Zentrum des Konzertes standen zwei Komponisten, die auf sehr unterschiedliche Weise das zeitgenössische Musikschaffen nicht nur in Deutschland prägten und prägen. Dimitri Terzakis ist mit seiner „interkulturellen“ Musik, die eine Brücke zwischen westlicher Avantgarde und traditioneller Musik des Mittelmeerraumes schlägt, einen sehr eigenen und unverwechselbaren Weg in der neueren Musikgeschichte gegangen. Lothar Voigtländer erschloss insbesondere mit seinen elektronischen Kompositionen immer wieder neue Räume und ist als derzeitiger Präsident des Deutschen Komponistenverbandes ein unermüdlich engagierter Streiter für die zeitgenössische Musik. Zwei Uraufführungen und eine Komposition von Carsten Hennig komplettierten das Konzert. Die stilistisch sehr verschiedenen Positionen der Komponisten des Abends boten schließlich einen spannenden Gesprächsstoff für die Podiumsdiskussion unter Moderation der Musikwissenschaftlerin Dr. Ulrike Liedtke.

Der zweite Festivalabend wurde von zwei Konzerten bestimmt, deren Gemeinsamkeit darin lagt, dass sie ihren Ausgangspunkt in der Experimentierfreude hatten und in denen auf je unterschiedliche Weise Grenzbereiche ausgelotet wurden. Sie unterschieden sich jedoch stilistisch, inhaltlich und in der Wahl ihrer Mittel stark. In der Aufführung der KehlKopfGedichte von Alfred Gulden setzten sich menschliche Stimme und Posaune (Christof Thewes), beides Instrumente, die „von der Luft leben“, ohne (Atem-)Luft nicht herauskommen, nicht laut werden können, mit Sprache und Sprechen, Geräusch und Ton auseinander. So wie hier Sprache und Sprechen in einen sich gegenseitig bedingenden Diskurs traten, so interagierten im zweiten Teil des Konzertes Musik und Körpersprache. Hier kommunizierte der Posaunist mit zwei Tänzern des Internationalen Choreografischen Zentrums Leipzig. Aus der Improvisation von Posaune und Bewegung heraus entstand unter der choreografischen Leitung von Montserrat León ein Dialog von Körper und Klang. Montserrat León tanzte u. a. viele Jahre im Opernballett unter Uwe Scholz und ist als Choreographien international tätig.

Anschließend spielten in der Crossover-Band “Mr. Hyde“ drei Musiker eine vorwiegend improvisierte Musik, die akustische mit elektronischen Klängen verband und die eine Kombination aus groovigen Rhythmen, speziellen Spieltechniken und offenen Formen der Neuen Musik schaffte. Ergänzt wurde die Musik durch eine Lichtperformance von Claudia Reh, die die dramaturgischen Abläufe der Musik visualisierte und darüber hinaus den Musikern Impulse für Improvisationen gab. Die lichtgrafische Performance selbst ist eine Livemalerei auf lichtstarken Overheadprojektoren, bei der Bilder aufgebaut, übermalt, zerstört werden, um sie in anderer Form neu zu schaffen.

Im letzten Konzert des Festivals spielte das Freiburger Trio „Pandorina“ Werke für Klavier, Flöte und Violoncello des 21. Jahrhunderts, mit einer Ausnahme: die Komposition Trio op. 57 entstand bereits 1984 und stammt vom Flötisten des Ensembles, Frank Michael.


Programm

Konzert 1 Freitag, 25.10.13, 19:30 Uhr, Klavierhaus

ENSEMBLE El Perro Andaluz

Lothar Voigtländer
Hiob III (2011/12)
für Ensemble

Steffen Reinhold
Echoes of Staffa (2010)
für Bassklarinette und Violoncello

Christian F. P. Kram
Dualismen (2010)
für Ensemble

Dimitri Terzakis – Blasphemien, Hymne an Aphrodite (2011) für Streichtrio

Carsten Hennig
Kammerflimmern (2010)
für Flöte, Klarinette, Violine, Violoncello und Percussion

im Anschluss:

Podiumsdiskussion mit Dimitri Terzakis, Lothar Voigtländer, Carsten Hennig, Christian FP Kram und Steffen Reinhold; Moderation: Dr. Ulrike Liedtke

 
Konzert 2 Samstag 26.10.13, 19:00 Uhr, Residenz

SZENE

Alfred Gulden – Stimme, Christof Thewes – Posaune

voice box poems/ KehlKopfGedichte

Christof Thewes – Posaune, 2 Tänzerinnen des Internationalen Choreografischen Zentrums
Leipzig, Choreographie Montserrat León

reflexion 4, Posaune, Zuspiel und Tanz

 
Konzert 3 Samstag 26.10.13, 21:30 Uhr, Klavierhaus

CROSSOVER

mit der Band “Mr. Hyde“

Matthias Hübner – E-Cello, Tasteninstrumente, Live-Elektronik
Andreas Brinsa – Drums, Percussion
Astrid Pfister- Kontrabass

Claudia Reh – Lichtperformance

 
Konzert 4 Sonntag, 27.10.13, 19:30 Uhr, Klavierhaus

TRIO

Trio Pandorina Frank Michael – Flöte, Andreas Rossmy- Violoncello, Albert Kaul – Klavier

Christian FP Kram – …in die Ferne…ins Leben?! (2001) für Flöte, Violoncello und Klavier

Huber Hoche – Project for Three (2004) für Altflöte, Violoncello und Klavier

Stephan Adam – Techno macabre (2003) – für Flöte, Violoncello und Klavier

Albert Kaul – Cortina ferrea (2011) 7 Stücke für Flöte, Violoncello und Klavier

Frank Michael – Trio op. 58 (1984) In memoriam Sigrid Eppinger, für Flöte, Violoncello und Klavier